Erinnerungen...

Elrad KH Da war die Elrad noch eine ganz besondere Zeitschrift, und hatte als Beilage die Vorläufer der besten Computer Zeitung, der C't. Man muss sich das einmal vorstellen: es war im Jahr 1984 - dem Jahr des berühmten Orwell Romans, das ist heute 36 Jahre her...

 Von diesem Kopfhörer Verstärker gab es einen Bausatz, den ich zuerst  für mich, und später unzählige Male für alle möglichen Freunde und Verwandte gebaut habe - weil er so gut und exklusiv war.

 Leider ist mein Exemplar durch die Wirren der vielen Umzüge irgendwie verloren gegangen. Da die Bauteile auch heute vermutlich noch irgendwie beschaffbar wären, wenn auch mit großen Schwierigkeiten, könnte ich noch einen Neubau wagen. Ich denke an ein schickes, verchromtes Gehäuse mit den offenen Röhren, und eine geänderte Platine ohne die Röhren, die unterhalb des Chassis verbaut wäre. Die großen Elkos könnte man heutzutage vermutlich durch Kleinere ersetzen. Das habe ich aber noch nicht überprüft. Allein der Aufwand dafür schreckt mich etwas... 

 

Erinnerungen an einen großartigen Ingenieur

Sigwin 129 Nach meiner Lehre, die ich ja noch nach dem Studium der Fotografie, begonnen hatte, führte mich mein Weg ja in die Sigwinstraße in Köln. Hinter diesem unscheinbaren Wohnhaus war, wenn man durch das Tor rechts ging, eine sehr schön eingerichtete Werkstatt, in der aller feinste Elektronik gebaut wurde. Neben den schon beschriebenen CNC Steuerungen wurden dort auch für die Firma Turbo Messtechnik Geräte zur Durchflussmessung gefertigt. Die Technik dieser Geräte geht auf Patente des bei Turbo beschäftigten Ingenieurs Friedhelm Doll zurück. Da die Patentschriften im Internet frei einsehbar sind, habe ich zwei dieser Patente einmal hier aufgenommen:

 Die Teile des zweiten Patents erinnern mich sehr stark an die Schaltung, die ich von diesen Geräten noch im Kopf habe.

B27213 56699 In dem Rechteckigen Gehäuse befand sich der Messwandler. Er enthielt eine Leistungselektronik zur Ansteuerung der Magnetspulen im Messrohr. Da dort sehr kräftige Felder erzeugt werden müssen, wurde eine Leistungselektronik mit hoch belastbaren Transistoren verbaut, die im Betrieb sehr warm wurden. In unserer Werkstatt hatten die Geräte deshalb den Beinamen "Bügeleisen". B27211 56693

 Das besondere Messprinzip der Geräte erzeugt in dem durchfließenden Medium eine sehr kleine Spannung, die von der Geschwindigkeit des Flusses abhängt, und somit in die Durchflussmenge umgerechnet werden kann. Diese Spannung wird über Elektroden im Messrohr abgenommen. Die Elektroden bestehen aus besonders resistenten Materialien, damit auch aggressive Medien ausgemessen werden können. Zur Verstärkung und Auswertung der Signale wurden aller feinste, in der damaligen Zeit erhältliche, Bauelemente eingesetzt. Die Eingangsstufe bestand etwa aus besonderen Instrumenten Verstärkern der Firma "Burr Brown".

bildturbo Wie man sehen kann, wurden die Messaufnehmer in den verschiedensten Größen und Flanschen gefertigt - bis "ganz groß".

Geremberger 151 Heute befindet sich auf dem Gelände der Turbo Werke ein Lebensmittel Discounter. Das Turbowerk wurde wohl ein der Zeit meiner Beruflichen Tätigkeit beim Fernsehen an die Firma Mecon verkauft Für interessierte wird auf diesen Seiten auch das Messprinzip der magnetisch induktiven Messung erläutert. Heute sehen die Geräte auch viel moderner aus.

mecon m Als alter Elektroniker würde mich heute die verbaute Elektronik interessieren, die sicher gar nichts mehr mit dem zu tun hat, was wir damals verbaut haben.

 Die Firma in der Sigwinstraße gibt es auch längst nicht mehr, und auch unser ehemaliger Chef - wir nannten Ihn auf Grund seines kräftigen Körperbaus, und dem etwas tapsigen Gang "Bär"- ist längst verstorben. Im Internet habe ich auch von Friedhelm Doll nur noch eine Todesanzeige gefunden. Ich habe bei den Gesprächen mit Ihm, und beim Studium der verwendeten Schaltungen unglaublich viel gelernt, was mir im späten Berufsleben immer von nutzen war. Man muss ja auch bedenken, dass die bestückten Platinen bei der Inbetriebnahme die unterschiedlichsten Fehler haben konnten, die auch erst einmal gefunden werden mussten. Diese Fehler sind heutzutage durch automatische BSV81Bestückung sicher selten geworden. Der Klassiker war übrigens ein Fehler bei den verwendeten Feldeffekt Transistoren, die zum "herausschneiden" bestimmter Abschnitte des Messsignals verendet wurden: Die hatten zum Schutz des MOS FET einen Ring aus Leitgummi um die Beinchen gelegt, um alle Anschlüsse auf gleichem Potential zu halten. Dieser Ring durfte nicht entfernt werden, und musste nach dem einlöten in die Platine mit einer Pinzette entfernt werden, bevor die Schaltung mit Strom versorgt wurde. Ansonsten gab es verdächtige "Rauchzeichen" von der Platine...

 Die Traueranzeige für Herrn Doll gibt den Erinnerungen plötzlich eine Privatheit die ich früher nicht kannte...


Turner war ein großer Amerikaner!

Turner plus 3... Zu meiner CB Funk Zeit war das beste Mikrofon für Basis Stationen das Turner +3. Das Mikrofon hatte eine keramische Mikrofon-Kapsel, was ungewöhnlich genug ist. Für den Verwendungszweck als Mikrofon für Amplitudenmodulierten Sprechfunk bot diese Kapsel aber genau den für diesen Zweck optimalen Frequenzgang, der eine sehr hohe Verständlichkeit der Sprache möglich machte.Turner innen

Das Mikrofon war mit einem internen Verstärker ausgerüstet und benötigte deshalb eine 9 Volt Batterie zum Betrieb. Als Besonderheit enthielt die Schaltung auch eine Kompressor Schaltung zur Erstellung eines einheitlichen Ausgangs- pegels. Mit der großen Sprechtaste wurden die Kontakte zum sprechen (PTT) betätigt. Auf Grund der zahlreichen Belegungen der Anschlüsse bei den Funkgeräten wurde das Mikrofon mit zwei und drei Kontaktsätzen gebaut. Im Bild zu sehen ist die bessere Ausführung mit 3 Sätzen. Die Belegung der Kontakte war ein ständiger Ort für Modifikationen - so wäre es schon sehr ungewöhnlich, wenn man heute ein Mikrofon mit originaler Belegung zu kaufen bekäme.

Ein zur damaligen Zeit gut gehütetes Geheimnis war auch die Verstärker Schaltung, und nicht jeder konnte die Schaltung durch betrachten der Platine und einer starken Lampe auskundschaften. Nun, in der heutigen Zeit des Internets habe ich noch einen Plan gefunden, und ohne auf Details eingehen zu wollen, ist die Schaltung in der Tat in vielen Punkten sehr ungewöhlich und zeigt das großartige Verständnis, mit dem Schaltungen zur Blütezeit der  Transistor Technik designt wurden. 

Turner M3Aus der guten alten Zeit habe ich auch zwei Prospekte mit dem kompletten Angebot an Mikrofonen gefunden:

50er Jahre und

70er Jahre

Ein trauriges Bild bietet sich dem, der sich bei Google einmal die alte Adresse aus dem 50er Prospekt heraus sucht:

Turner USA G

 

 

 

  

  

Das ist ein offensichtlich etwas herunter gekommenes Industriegebiet in Iowa, und bei so einem Bild frage ich mich immer, wie das früher wohl mal ausgesehen hat, wie die Anzug tragenden Mitglieder der Geschäftsführung aus dem alten Prospekt dort ein- und ausgingen. Wie sahen wohl die Produktionsgebäude aus und wie viele Menschen haben dort mal gearbeitet?

Es war einmal ein Hersteller...

für hervorragende Drehspul Instrumente. Die habe ich seinerzeit bezogen, um etwa so schöne MaschinenBCN51
wie die professionellen BCN Anlagen reparieren zu können.

IMG 4183 Hier sieht man noch zwei dieser Schätze aus meinem Fundus. Und nun, nachdem ich Diese wieder gefunden hatte, wollte ich doch wissen, was mittlerweile aus dem Hersteller geworden ist. Meine Befürchtungen ließen ja wieder vermuten, dass es den Hersteller jedenfalls in der damaligen Form, nicht mehr gibt.

 Die Firma BEEDE stellte ein großes Programm der verschiedensten Instrumente her, wobei die gezeigten Audio Aussteurungsgeräte nur ein kleiner Teil der Palette waren. 

 Die Verarbeitungsqualität: hervorragend - wenn man es etwa mit Produkten aus fernöstlicher 

IMG 4184Produktion vergleicht. Schön auch die Klammer bei dem linken Instrument, die die beiden großen Schrauben der Anschlussklemmen kurzschließt, um übergroße Ausschläge des Zeigers beim Transport zu verhindern, und somit das Messwerk zu schützen.

IMG 4186 Das Peakmeter besitzt übrigens eigene Germanium Gleichrichter Dioden in Brückenschaltung, und kann somit direkt mit der zu überwachenden Audio Schaltung verbunden werden. 

 Wenn ich diesem Hersteller hier einen eigenen Artikel widme, kann man auch schon erahnen, dass es den Hersteller in der ursprünglichen Form nicht mehr gibt.

 Auch hier habe ich einige Internet Recherchen durchgeführt und ein schönes historischen Bild aus der Gründerzeit gefunden: Beede o
Die weitere Suche ergab dann ein trauriges Bild: Aus alten Dokumenten war die Adresse ersichtlich, und - wie ich das so häufig tue - schaue ich dann mal bei Google Street View wie den die Adresse aktuell aussieht. Hier sieht man nur noch ein verlassenes Gebäude, was vor dem Untergang der Firma noch die Aufschrift Iso 9001 zierte.

Beede L

   

 Wie traurig ist auch der verlassenen Parkplatz anzusehen. Weitere Recherchen zeigen, dass es noch eine neue Firma BEEDE gibt, die seinerzeit die ursprüngliche BEEDE gekauft hat, aber Hauptsächlich Instrumente für Maritime Anwendung herstellt. In Zeiten, wo in jedem Handy ein Software Zappelmax wedelt, war mit präzisen elektromechanischen Instrumenten wohl kein Geld mehr zu verdienen. Weitere Recherchen haben ergeben, dass auch der neue Standort offensichtlich noch einmal verlagert wird. Schade eigentlich, mich macht es immer traurig, wie solche Traditionen vergehen, und ich stelle mir mal wieder die Frage, was aus den Mitarbeitern der traditionsreichen Firma geworden ist.