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Die Lamienwaterhouse lamia

Der Duft wird strenger. Er weiß, dass er ganz nah dran sein muss. Er findet einen langen Durchgang, der von Kronleuchtern erhellt wird. Mit jedem Schritt verwandelt sich der Geruch - von vertrauten Düften bis hin zu seltsamen Geruchsnuancen. Er erblickt einen prunkvollen Saal.

Darin befindet sich ein großer, von Dunst bedeckter Teich. Er tritt in die feuchte Stille ein, und wird von einer warmen Briese geküsst.

Er denkt, dass er ganz allein sei - betritt er den Raum ganz unbefangen. Doch ein Kräuseln in dem süßen, rosa Wasser bringt eine ungeahnte Gesellschaft zum Vorschein. Real bleibt erstaunt stehen, traut seinen Augen nicht. Gleichzeitig von Schönheit geblendet und Furcht ergriffen, erblickt er drei zinnoberrote Schlangenkörper, so weiblich, dass noch die kleinste Bewegung von Anmut erfüllt ist. Gedämpfte Melodien füllen die Halle. Doch kein warnendes Zeichen mahnt zur Vorsicht, und in dem Ruf der Sirenen wahr zu hören: „Rael, sei willkommen. Wir sind die Lamien des Teiches. Wir haben darauf gewartet, Dich mit unseren Wassern erfrischen zu können."

Ohne Angst vertraut er blind ihrer Schönheit - lässt seine zerlumpte Kleidung zurück, und gleitet er in den Nektar. „Mit ihren Zungen tasten, schmecken und beurteilen sie alles, was mich ausmacht. Sie liebkosen mich mit zärtlichen Berührungen, indem sie an meinem Rückgrat auf- und abgleiten."

Als sie die Frucht meines Fleisches kosten, spüre ich keinen Schmerz - nur einen Zauber für dessen Beschreibung mir die Worte fehlen. Doch mit dem ersten Tropfen meines Blutes in ihren Venen, verzerren sich ihre Gesichter in tödlichem Schmerz. Die Schönen weinen: "Rael, wir haben Dich geliebt."

Die leeren, schlangenartigen Körper schwimmen dahin, wie die stumme Trauer in einem leeren Boot, und ein säuerlicher Geruch erfüllt den Raum. Die bittere Ernte einer sterbenden Blüte. Nach Bewegung suchend, von der ich weiß, dass ich sie nicht finden werde, streichle ich ihre Windungen; nun bleich; in denen ich zuvor umschlungen lag. „Oh Lamien, das Fleisch, das bleibt, nehme ich nun als meinen Leib.“ Es ist der Geruch von Knoblauch, der an meinen schokoladenbraunen Fingern klebt.

Ich blicke noch einmal zurück, und sehe, wie das Wasser sich in ein eisiges Blau verwandelt.

Das Licht ist gesetzt, und wieder ist die Bühne für euch vorbereitet.

(Auszug aus “Das schwarze Netz - Lamia”: Diese Lamien sind ständig begierig nach Menschenfleisch und besonders menschlichem Blut, weshalb sie junge Leute zu locken trachten, indem sie die Gestalt schöner Frauen annahmen und durch Zeigen ihrer Brüste ihre Opfer reizten. Der Name Lamie soll entweder vom arabischen lahama, „zerfleischen”, „zerreißen” stammen oder vom griechischen Wort für Rachen bzw. Kehle.)

(In der griechischen Mythologie werden die Lamien auch als die Kinder der Lilith angesehen.)

Seefels

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